Aufgabe, Aufbau & Reifentypen
Aufgabe von Motorradreifen
Motorradreifen stellen zum einem den Kontakt zur Fahrbahn her und haben somit einen großen Einfluss auf die Fahrdynamik und die Fahrsicherheit. Die Motorradreifen übertragen Brems-, Beschleunigungs- und Seitenführungskräfte. Sie sorgen für den Fahrkomfort und dämpfen von außen auf das Fahrzeug wirkende oder innerhalb des Fahrzeugs entstehende Störeinflüsse.
Der Vorderreifen hat mehr Bremskräfte aufzunehmen, der Hinterradreifen mehr Antriebskräfte bzw. Beschleunigungskräfte.
Bei den Seitenführungskräften wird vom Vorderradreifen mehr Haftung verlangt als vom Hinterradreifen, da er im Allgemeinen eine geringere Aufstandsfläche hat. Beim Bremsen verlagert sich das Gewicht des Motorrads wegen des höheren Schwerpunkts sehr viel mehr als bei einem Pkw auf die Vorderachse, so dass dort der Großteil der Bremskräfte übertragen wird, bei einem Abheben der Hinterrads sogar 100 %. Beim Beschleunigen wiederum verlagert sich der Schwerpunkt nach hinten, so dass das Hinterrad, das die Motorleistung überträgt, höher belastet wird. Dass hinten meis begründet, dass für einen flüssigen Fahrstil ein Beschleunigen auch in Schräglage (Herausfahren t ein breiterer Reifen als vorne verwendet wird, liegt – neben optischen Gründen – darin aus Kurven) angestrebt wird und dabei eine größere Reifenaufstandsfläche vorteilhaft ist. Ein Bremsen in Schräglage ist nur sehr eingeschränkt möglich.
Aufbau von Motorradreifen
Grob können Motorradreifen in drei Gruppen unterteilt werden: Diagonalreifen, Diagonal-Gürtelreifen und Radialreifen. Jede Gruppe zeichnet sich durch eine eigene Bauart, Profilgestaltung und Gummimischung aus.
Ein Motorradreifen besteht immer aus einer Vielzahl von Baukomponenten und bildet mit der Felge das Rad eines Motorrades.
Den Unterbau eines Reifens nennt man Karkasse. Diese besteht aus dem Wulst (mit Wulstring und Kernreiter), den Karkasslagen (Radial oder Diagonal), teilweise einem Gürtel und der Binderplatte.
Schlauchlose Reifen (TL, Tubeless) besitzen zusätzlich eine luftdichte Innenseele (Innenplatte), die verhindert, dass Luft durch den Reifen diffundieren kann. Auf dieser Karkasse wird dann die Lauffläche aufgetragen.
Derzeit gibt es drei unterschiedliche Laufstreifen:
- Mono-Compound
der Motorradreifen besitzt eine durchgehend gleiche Laufflächenmischung (Standardreifen, Moto-Cross, Enduro)
- Dual-Compound
der Motorradreifen besitzt an den Seiten des Laufstreifens eine weichere Mischung für erhöhte Traktion, in der Mitte eine härtere Mischung zur Erhöhung der Laufleistung (moderne Sport- und Tourensportreifen)
- Multi-Compound
der Motorradreifen besitzt mehrere unterschiedliche Mischungen, siehe Dual-Compound (Rennreifen)
Radialreifen
Ein Radialreifen ist durch den Buchstaben R auf dem Reifen gekennzeichnet. Die Karkassfäden laufen radial von Wulst zu Wulst. Moderne Radialreifen weisen einen Karkasswinkel von zirka 90 Grad und einen Gürtelwinkel von 0 bis 25 Grad zur Fahrtrichtung auf. Der unter der Lauffläche liegende Gürtel sorgt für Stabilität und lässt dank wesentlich geringerer Fliehkraftverformung deutlich höhere Geschwindigkeiten zu. Aufgrund der geringeren Materialstärke im Flankenbereich (Seitenwand) des Reifens erwärmt sich dieser weniger, die Höchstgeschwindigkeitsfestigkeit erhöht sich zusätzlich. Radialreifen vertragen maximale Geschwindigkeiten von über 300 km/h. Die radiale Bauart beseitigte fast alle Nachteile der Diagonalreifen. Das Verhalten eines Reifens im Grenzbereich ist besser vorhersehbar.
Diagonalreifen
Ein Diagonalreifen ist durch einen Bindestrich gekennzeichnet. Die Karkassfäden laufen radial von Wulst zu Wulst. Der Diagonalreifen ist der „Klassiker“ oder wird als konventioneller Reifen unter den Motorradreifen bezeichnet. Die Struktur dieses Reifens besteht aus einer Karkasse, bei der je nach Geschwindigkeitsklasse und Tragfähigkeit eine oder mehrere Lagen übereinander gelegt sind. Jede Lage besteht aus gummiertem Textilcord bzw. Nyloncord und der Überlappungswinkel ist so gewählt, dass der Reifen die geforderten dynamischen Eigenschaften erhält. Seine Karkassenlagen sind diagonal zur Drehrichtung der Räder angeordnet. Seine Vorteile liegen im einfachen Aufbau und in der Flankenstabilität, die besonders im Gelände Vorteile bringt. Konstruktionsbedingt sind Diagonalreifen in der Regel bis maximal 240 km/h einsetzbar. Diagonalreifen sind die richtige Wahl für kleinere Motorräder mit geringerem Hubraum, Roller und ältere Motorrädermodelle, deren Fahrwerke den Diagonalreifen angepasst ist.
Diagonal-Gürtelreifen
Ein Diagonal-Gürtelreifen (Bias-Belted) ist durch den Buchstaben B auf dem Reifen gekennzeichnet. Die Diagonalkarkasse erhält zusätzlich noch einen Gürtel. Diagonal-Gürtelreifen werden so genannt, weil der Reifenquerschnitt durch einen „Gürtel“ verstärkt wird. Diese verstärkte Version des Diagonalreifens ist vor allem für schwere Motorräder geeignet. Sie sind ideal für Motorräder mit höherem Hubraum, deren Fahrwerke nicht den Radialreifen angepasst ist und erfordert stärkere Reifen.